Keine Inklusion in den Ferien

Stadt gibt mehr Geld für Betreuung behinderter Kinder, aber Plätze fehlen

Brühl. Mit 20.000 Euro, die sie zusätzlich zur Verfügung stellt, will die Stadtverwaltung künftig Eltern von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung unterstützen. Im Fokus steht die Bemühung, eine inklusive Betreuung bei Ferienfreizeiten zu ermöglichen. „Die Teilnahme an Ausflügen, Reisen und Tagesangeboten darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen“, erklärt die zuständige Dezernentin Stephanie Burkhardt. Ein entsprechender Passus in den Förderrichtlinien soll verhindern, dass mit dem zusätzlichen Geld aus dem Stadtsäckel lediglich die Pflegekasse entlastet wird.

Katrin Kossorz lobt das Vorhaben. „Für uns ist das eine ganz wichtige Weichenstellung, eine Pionierleistung, die viel Respekt verdient“, sagt die Brühlerin. Kossorz ist Mutter eines 13-jährigen Mädchens. Ihre Tochter braucht rund um die Uhr Hilfe. Schon der Alltag sei eine Herausforderung, zumal sie berufstätig sei, und nur dank familiärer Unterstützung und des Einsatzes von Betreuerinnen zu stemmen, berichtet Kossorz.

„Im Sommer hat meine Tochter mehrmals an Ferienangeboten in Brühl teilgenommen“, sagt sie. Das sei nicht nur für die Familie eine Entlastung gewesen, sondern habe auch ihrer Tochter viel Spaß gemacht. Sie konnte in der Gruppe spielen und mit anderen Ausflüge unternehmen. Doch als die Kosten im vergangenen Jahr deutlich gestiegen sind, habe sie ihr Kind nicht mehr dafür anmelden können, sagt die Mutter.

Für Kinder, die wie ihre Tochter einen Eins-zu-Eins-Betreuung benötigen, habe sich der Beitrag auf 116 Euro pro Tag erhöht. Die Unterstützung durch Pflegekasse und Stadt habe nicht mehr gereicht, so die Brühlerin. Zusammen mit anderen Eltern wandte sich Kossorz an Bürgermeister Dieter Freytag. „Er hat unser Anliegen ernst genommen“, sagt sie.

Das Problem der Finanzierung dürfte nun kleiner werden. Doch inzwischen fehlt ein entsprechendes Ferienangebot für Kinder mit erhöhtem Betreuungsbedarf. Bislang hatte der Verein Sonderspaß zweiwöchige Ferienspiele in Brühl auf die Beine gestellt. Doch laut Sonderspaß-Geschäftsführer Dirk Siebald ist das in den Sommerferien 2020 nicht möglich. Man habe zwar händeringend gesucht, aber es fehle schlicht an qualifiziertem Personal, um neben Reisen auch ein Vor-Ort-Programm anbieten zu können. Dieses Problem teile man mit anderen Trägern der Region. „Wir müssten zehn weitere Mitarbeiter gewinnen können“, erklärt er. Ehrenamtliche Kräfte sein nicht zu finden, und bei nebenberuflich tätige Mitarbeitern sehe es nicht viel besser aus. „Außerdem sind die Hürden für die Beschäftigung inzwischen hoch“, so Siebald. Schulungen, Impfungen und ein einwandfreies Führungszeugnis sein vorzulegen. Kooperationen mit anderen Trägern könnte vielleicht mittelfristig Abhilfe schaffen.

Die Zuständigen in der Stadtverwaltung würden mit ihrer Förderung gern einen Impuls geben. „Wir hoffen, dass Jugendverbände wie Pfadfinder, kirchliche Jugendorganisationen und Sportvereine verstärkt inklusive Angebote schaffen“, sagt Burkhardt.

VON WOLFRAM KÄMPF

(Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger, Donnerstag, 12. März 2020)

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